Mehr als nur “just for fun” – der Funcopter von MPX

aus MFI Modellflug International Ausgabe 1/2011, Autor: Rainer Eckert

Wer den FunCopter zum ersten Mal sieht, könnte geneigt sein, diesen Heli in die Rubrik Spaßmodelle einzuordnen. Mit seinem robusten EPP-Rumpf und der Tatsache, dass bereits eine einfache Vierkanal-Anlage zum Steuern ausreicht, kommen schnell Assoziationen zu den bewährten Multiplex-Flächenmodellen oder den kleinen Indoor-Hubschraubern auf, die derzeit den Markt überfluten. Doch dieser Eindruck täuscht: Abgesehen davon, dass beim FunCopter mit seinem »fixed pitch«-Rotor der Schub über die Drehzahl gesteuert wird, ist dieses Modell ein vollwertiger RC-Hubschrauber und will auch als solcher behandelt werden.

Einfacher und robuster Aufbau!
Die Entwicklung des FunCopters fand in einer Kooperation zwischen Multiplex und der Firma LiteMachines statt. Daher wundert es niemand, dass der Rotorkopf vom LMH stammt, einem ebenfalls drehzahlgesteuerten Einsteiger-Heli, mit dem viele Piloten lange vor der Koaxial-Welle das Hubschrauberfliegen gelernt haben. Alle anderen Teile sind jedoch neu – d. h. hier wurden größere Summen in Spritzguss- und Schaum-Werkzeuge investiert. Und so präsentiert sich der FunCopter als attraktives Modell mit moderner Technik und vielen durchdachten, praxisorientierten Detaillösungen. Angeboten wird er in einer so genannten AK-Version, bei der neben Empfänger und Akkus auch noch die Servos, Drehzahlsteller und Kreisel separat gekauft werden müssen. Bei der RR-Version (ready to run – unser Testmodell) sind die letztgenannten Komponenten schon betriebsfertig eingebaut, so dass es nach dem Öffnen des Kartons nicht lange dauert, bis der FunCopter zum ersten Mal abheben kann.

Der bärenstarke BL-Außenläufer (Bild links) ist ein wahres Kraftpaket und verfügt über jede Menge Drehmoment, so dass er die Hauptrotorwelle ohne Zwischengetriebe antreiben kann. Dank der U-förmigen Gabelköpfe und den drehbar gelagerten Stellringe lassen sich die Rudergestänge auf einfache Weise einstellen (rechts).

Trotzdem schadet es bei der RR-Version nicht, wenn man sich vor dem Jungfernflug in Ruhe, unterstützt durch die ausführliche und gut bebilderte Anleitung, mit dem Aufbau des Modells und der Funktionsweise der Mechanik vertraut macht und nochmals sorgfältig alle Einstellungen und Ruderausschläge prüft. Dazu muss man den FunCopter »ausziehen«, d. h. ihn seiner robusten EPP-Karosserie entledigen. Die vordere Kabinenhaube lässt sich leicht nach Betätigung des auf der Unterseite angebrachten Entriegelungsknopfs abziehen (somit dauert auch der Wechsel des Antriebsakkus nur wenige Sekunden), während die zweischalige Heckverkleidung erst nach Entfernen der zur Sicherung angebrachten Klebestreifen abgenommen werden kann.

Nun offenbart sich der einfache Aufbau der Mechanik: Der Hauptrotor wird von einem drehmomentstarken BL-Außenläufer angetrieben. Oberhalb des Heckrotorservos sitzt das Kegelgetriebe für die Welle zum Heckrotor. Am Ende des sechskantigen Aluminiumrohrs, das als Heckträger fungiert, befindet sich ein weiteres Kegelgetriebe für die hohle Heckrotorwelle, durch die im Inneren das Gestänge zur Blattwinkelverstellung läuft. Die Mitnahme des Heckrotors erfolgt über Madenschrauben in den Propellerblättern; mit ihnen wird die Blattaufnahme auf der Hohlwelle festgeklemmt. Diese Anordnung erlaubt bei ernsthaften Bodenberührungen ein Durchrutschen und schützt somit die Blätter des Heckrotors.

Der gleitgelagerte Rotorkopf entspricht weitgehend dem des bereits erwähnten LMH und besticht durch seinen robusten Aufbau. Der Anstellwinkel der Hauptrotorblätter wird indirekt über ein Hilfspaddel verstellt. Letzteres wird von der Taumelscheibe über aufgeklippste Gestänge angesteuert. Dabei fällt auf, dass die Nickfunktion über eine Wippe angelenkt wird; bei der Rollfunktion gibt es eine direkte Verbindung zum entsprechenden Servo. Trotz des einfachen Aufbaus sind Gestänge und Anlenkungen erstaunlich spielfrei. Ein Pluspunkt sind die zur Feinjustage auf den Servos angebrachten U-förmigen Stellhebel mit drehbar gelagerten Stellringen, bei denen die gewünschte Position des Gestänges mit einer Madenschraube schnell und einfach fixiert werden kann.

Wer gern etwas schneller fliegen möchte, sollte die Verbindungsgestänge zwischen Mischhebel und Rotorkopf in die äußere Position bringen (oben). Dadurch wird die Einmischung verstärkt und die Aufbäumtendenz verringert. Der Rotorkopf ist ein alter Bekannter und wurde vom LMH übernommen. Kleines Detail am Rande: Während das Nick-Servo über eine Wippe mit der Taumelscheibe verbunden ist, wird die Roll-Funktion direkt angesteuert.

Der Hauptrotor hat mit ca. 70 cm einen relativ kleinen Durchmesser. Somit muss der FunCopter mit einer recht hohen Mindestkopfdrehzahl geflogen werden, was sich positiv auf die Flugstabilität auswirkt. Die Blätter sind enorm elastisch und lassen sich gefahrlos durchbiegen, so dass bei einem eventuellen Absturz kaum die Gefahr eines Bruchs besteht. Zusätzlich ist an der Blattaufnahme eine patentierte Überlastsicherung eingebaut, die bei extremen Belastungen »ausrastet«, so dass sich das einzelne Blatt kraftfrei nach oben verdrehen lässt. Auch beim Fahrwerk wurde auf eine hohe Crashfestigkeit geachtet: Sowohl die Kufen als auch die Fahrwerksdrähte sind nur mit Kabelbindern gesichert und haben so ebenfalls eine Überlastsicherung.

Akku und Empfänger rein, und ab geht’s!
Bei unserer RR-Version musste vor dem Erstflug im Prinzip nur noch der Empfänger angeschlossen und am Rumpf mittels doppelseitigem Klebeband gesichert werden. Etwas ärgerlich bei dieser Aktion war die Tatsache, dass bereits alle Kabel werkseitig bis zum Einbauort des Empfängers verlegt und etwas zu stramm mit Kabelbinder gesichert waren. Hier wäre es besser, die Servokabel lose zu lassen und Kabelbinder beizulegen, denn dann gestaltet sich das Anschließen der Stecker wesentlich einfacher.

Zum Fliegen des FunCopters reicht ein einfacher Vierkanal-Empfänger aus. Wer jedoch die Empfindlichkeit des Kreisels und zwischen Heading-Lock- und normalem Modus stufenlos umschalten möchte, dem sei ein 5. Kanal empfohlen. Denn über diesen kann man durch ein zusätzlich am Kreisel vorhandenes Anschlusskabel die zuvor genannten Kreiselfunktionen mit einem senderseitigen 2-Kanal-Schalter oder Proportionalregler fernsteuern.

Wie bereits gesagt, empfiehlt sich auch bei der RR-Version eine Kontrolle von Neutralstellung und Ruderausschlägen. Ich dachte zunächst, das sei nicht nötig, und musste dann bei den ersten wilden Hüpfern im Garten feststellen, dass bei meinem Testobjekt die Gestänge am Roll- und Heckrotorservo doch etwas nachjustiert werden mussten. Und so wurden mehrere Probeflüge ohne Verkleidung durchgeführt, bis alles stimmte und es schließlich an den ersten richtigen Flug ging. Der fand auf einer großen Wiese bei ruhigem Wetter statt, und hier zeigte sich sehr bald, welches Potenzial im FunCopter steckt.

15 bis 20 Minuten Flugspaß.
Das Akkufach am Rumpfende hat genug Platz für dreizellige LiPo-Packs; die empfohlene Kapazität liegt um 3.000 mAh. Bei meinem FunCopter kamen sowohl Zellen mit 2.600 als auch solche mit 3.200 mAh zum Einsatz. Die resultierende Flugdauer liegt zwischen 15 und 20 Minuten – genug Zeit also, um sich zunächst an diesen Heli zu gewöhnen und später, wenn’s richtig klappt, jede Menge Spaß zu haben.

httpv://www.youtube.com/watch?v=0zsTMrZPNaY

Nach dem Abheben fallen sofort zwei Dinge auf. Da ist zum einen der angenehm leise Sound des Modells; hier machen sich der Direktantrieb und die zusätzliche Lärmdämmung durch die EPP-Verkleidung bemerkbar. Das Zweite, was ich bemerken konnte, war die ruhige, satte Art, mit der sich der FunCopter beim Schweben und bei langsamen Rundflügen in der Luft halten lässt. Auf sämtliche Kommandos reagiert das Modell mit einer – für einen Anfänger sicherlich willkommenen – leichten Verzögerung, so dass genug Zeit bleibt, Steuerfehler bereits im Ansatz zu erkennen und rechtzeitig zu korrigieren, bevor es zu kritischen Situationen kommt. Der Schwerpunkt lässt sich durch Verschieben des Akkus individuell einstellen; bei mir flog der FunCopter am besten mit einer leichten Kopflastigkeit.
Es brauchte etwa vier bis fünf Akkuladungen, bis ich mit meinem Testobjekt warm wurde. Dabei gab es – nach längerer Hubschrauberabstinenz meinerseits – auch das ein oder andere »Missverständnis« (soll heißen, Funkstörungen zwischen den Ohren des Piloten). Hier durfte der FunCopter seine Robustheit unter Beweis stellen. Ganz selten ging dabei wirklich etwas zu Bruch; mal war es eine der beiden Heckflossen, mal war es Karies in den Servogetrieben. Aber ansonsten hielt mein Testobjekt tapfer durch, bis ich es schlussendlich bruchfrei durch die Luft pilotieren konnte. Wichtig ist, dass man, bevor es zu einem unvermeidbaren Absturz kommt, den Motor rechtzeitig abschaltet. Auf diese Weise lässt sich weitgehend vermeiden, dass ernste Schäden auftreten.

Hohe Crash-Festigkeit

Die Hauptrotorblätter sind enorm elastisch und können praktisch nicht brechen.

Für Piloten, die nach einem Absturz ganz dringend Neuteile brauchen, bietet Multiplex (nur für den FunCopter!) übrigens eine Art Online-Notdienst an. Unter www.funcopter-multiplex.de/store/home.php können die wichtigsten Reparatur- und Verschleißteile geordert werden, falls der lokale Händler mal die benötigten Komponenten gerade nicht vorrätig hat. Hier wird es im Rahmen der Produktpflege demnächst auch preiswerte Metallgetriebe zum Austausch für die bei der RR-Version standardmäßig installierten Kunststoffgetriebe-Servos vom Typ Tiny S geben. Gute Sache, denn (so ehrlich will ich schon sein) bis zum Ende meiner Lernphase musste ich insgesamt vier Mal Servos mit Karies austauschen. Besonders anfällig war bei mir das Roll-Servo; vermutlich muss es aufgrund seiner direkten Verbindung zur Taumelscheibe im Fall eines Crashs härtere Belastungen als das Nick-Servo ertragen. Inzwischen werkeln in meinem FunCopter ausschließlich Servos mit Metallgetriebe; empfehlen kann ich hier die mit dem Tiny S nahezu baugleichen HiTec-Typen HS-82 und HS 85.

Der Antrieb hat übrigens genügend Leistungsreserven; zum Schweben werden bei vollem Akku gerade mal 50% Gas benötigt. Mit anderen Worten: Es ist genug Power zum Heizen und für forcierte Rundflüge da. Mit seinem eleganten, windschlüpfrigen Rumpf macht es richtig Spaß, das Modell auch mal etwas schneller durch die Luft zu jagen. Dabei liegt der FunCopter ruhig in der Luft und lässt sich gut unter Kontrolle halten. Das leichte Aufbäumen beim Schnellflug kann man mit etwas negativem Nick problemlos in Grenzen halten. Einzig beim Übergang vom (Schnell-) Flug in den Schwebezustand ist Vorsicht geboten. Abruptes Gaswegnehmen zum Abbremsen sollte vermieden werden, denn dabei verringert sich aufgrund der geringeren Hauptrotordrehzahl auch die Folgsamkeit des Modells bei den zyklisch gesteuerten Funktionen Nick und Roll.

Bei extremen Belastungen werden die Rotorblätter von einer an den Blattenden angebrachten Überlastsicherung geschützt (oben links). Heckrotorantrieb und -blattverstellung sind auf kompakte Weise gelöst (Bild rechts).
Das Umlenkgetriebe treibt eine Hohlwelle an, auf der der Blatthalter mittels zentraler, in der Blattmitte angeordneter Madenschrauben (siehe Pfeil) festgeklemmt wird. Im Inneren der Hohlwelle bewegt sich das Gestänge zur Verstellung des Blattwinkels.
Mit Zacki Elapor lassen sich kleine Beschädigungen schnell und spurlos reparieren (links).

Die Blätter können nach dem »Ausrasten« kraftfrei nach oben geschwenkt werden.Es empfiehlt sich eine vorausschauende Flugweise und ein langsames Reduzieren der Geschwindigkeit, so dass immer eine gewisse Mindestrotordrehzahl (und somit Steuerbarkeit um die Längs- und Querachse) gegeben ist. Andererseits: Wer sich traut, mit dem FunCopter durch den Park zu heizen, der gehört nicht mehr zu den Anfängern und dürfte dann auch mit diesem für drehzahlgesteuerte Helis typischen Verhalten keine Probleme haben. Eine Verringerung des o. g. Aufbäumens bei höheren Fluggeschwindigkeiten lässt sich übrigens erreichen, wenn man die Verbindungsgestänge zwischen Mischhebel und Rotorkopf jeweils an den äußeren Punkten einhängt (siehe Bilder); hierdurch wird die Einmischung verstärkt.

Mein Fazit
Die spannende Frage, ob ein absoluter Heli-Neuling oder jemand, der bereits mit Koaxial-Modellen Erfahrung hat, auf Anhieb mit dem FunCopter zurechtkommt, kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Denn dieses Modell ist trotz seines Namens kein Spielzeug, sondern ein vollwertiger RC-Heli, vor dessen Beherrschung die Götter den sprichwörtlichen Fleiß gesetzt haben. Aber (und jetzt kommt das Lob!): Der FunCopter hat dank seiner einfachen Konzeption, der extrem robusten Auslegung und seines gutmütigen Flugverhaltens genau die Eigenschaften, die ein Einsteigermodell braucht, um angehenden Heli-Piloten zu helfen, die typischen Anfangshürden schnell und preiswert (!) zu überwinden. Dieses Modell hat echte »Nehmerqualitäten«; selbst Abstürze aus größerer Höhe (oder das Durchfliegen von Hecken!) überlebte der FunCopter bei mir relativ unbeschädigt. Klar geht beim Üben mal das ein oder andere Teil zu Bruch. So lange sich das aber auf ein paar Zahnräder oder ein preiswertes Servogetriebe beschränkt, hält sich der Frust in Grenzen, und der Mut, es noch mal zu versuchen, bleibt nicht auf der Strecke.

Aus meiner Sicht ist Multiplex mit dem FunCopter auf dem besten Weg zu einem elektrisch angetriebenen »Volks-Hubschrauber«, der einer breiteren Gruppe den Einstieg in eine der faszinierendsten RC-Disziplinen ermöglicht. Sicherlich ist hier und da noch ein wenig Produktpflege erforderlich (auch wären ein paar Tuningteile sicherlich nicht schlecht), aber die Grundrichtung stimmt allemal! Mit seinen für einen Elektro-Heli extrem langen Flugzeiten von mehr als 20 Minuten eignet er sich aber keineswegs nur für Anfänger. Auch fortgeschrittene Piloten kommen hier auf ihre Kosten und freuen sich auf einen FunCopter-Flug in der Mittagspause oder nach Feierabend. Mein Fazit: Dieses Modell ist mehr als nur »just for fun« und darf ruhig ernst genommen werden! In diesem Sinn wünsche ich allen viel Spaß beim Fliegen mit dem FunCopter!

Zum guten Schluß
Sie hassen Laubbläser? Das kann sich schnell ändern, wenn Sie sehen, wie »Hausmeister Krause« (oder in diesem Fall Rainer Eckert, Autor der Zeitschrift MFI) das Problem mit dem herbstlichen Blätterwald im Garten angegangen ist.

httpv://www.youtube.com/watch?v=wvG1PxOe1CU

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