Micro-Heli: Der 4F200LM von Walkera im Lama-Design

Mit Dreiblatt-Haupt- und -Heckrotor sowie vielen Scale-Details soll der 4F200LM von Walkera die Freunde vorbildgetreuer Modelle »hinter dem Ofen vorholen«. Michael Schneider stellt das an eine Lama angelehnte Modell vor.

Ready-to-fly-Modelle in Scale-Optik sind im Handel eher selten vorzufinden. Und wenn doch, ist meist etwas Fantasie nötig, um das Vorbild erahnen zu können. Anders beim 4F200LM von Walkera, die zweifellos einer Lama nachempfunden ist und mit einer sehr ansprechenden Optik und Liebe zum Detail dem Betrachter ins Auge sticht. In erster Linie war es auch die Optik, die mein Interesse weckte. Wirft man jedoch einen weiteren Blick auf die Produktbeschreibung des 4F200LM, fallen sogleich zwei weitere Details auf, die dieses RTF-Produkt von den üblichen Konkurrenzprodukten unterscheidet: Flybarless und 3D. Scale und 3D? Nun gut, das passt ja nicht wirklich zusammen, macht das Modell aber andererseits auch wieder um einiges interessanter. Erhältlich bei Trade4me, dauerte es nur wenige Tage von der Bestellung bis die Lama »ready-to-fly« auf meinem Tisch stand und erwartungsvoll den ersten Flügen entgegenfieberte.

Lieferumfang
Das Set beinhaltet neben der üblichen Anleitung (englischsprachig) einen Ladeadapter mit Balancer, den LiPo-Akku (1.500 mAh) sowie einigen Ersatzteilen für z. B die Heck- und Hauptrotor-Anlenkung. Bei der Wahl des Senders hat der Käufer die Auswahl zwischen drei verschiedenen Sets: Das Standard-Set enthält den einfachen Sender WK-2603, das Professional-Set den Computer-Sender DEVO 8 mit 2,8’’-Touch-Screen-Farbdisplay und das Exclusiv-Set den High-End-Handsender DEVO 12 mit einem 4,7’’-Touch-Screen-Farbdisplay. In meinem Fall fiel die Wahl auf die DEVO 12, die den Käufer in einem edlen Alu-Koffer erreicht. Praktischerweise hat sie der Hersteller auch schon für den 4F200LM vorprogrammiert. Plug and play!

Technik
Von außen betrachtet fällt auf den ersten Blick die robuste und stabile Verarbeitung der Lama auf. Dennoch wiegt das Modell inklusive Akku nur knapp 400 g. Ausgestattet ist das Modell mit einem Dreiblatt-Rotorkopf aus Aluminium mit kollektiver Blattverstellung sowie Carbon-Blättern. Der Antrieb des Hecks erfolgt mittels Welle, die auf das Hauptzahnrad greift – sicher verpackt unter einer stabilen Kunststoff-Verkleidung. Das Akkufach befindet sich wie bei den meisten RTF-Helis auf der Unterseite des Modells. Öffnet man es, wird die Sicht frei auf den bürstenlosen Motor und das Heckservo. Ein auffälliger »Schraubendschungel« an der Verkleidung lässt vornweg eines erahnen: Reparaturen sowie der Austausch von Komponenten lassen sich nicht ohne größeren Zeitaufwand vornehmen.

Doch nun zu der Elektronik der Lama: Vier Schrauben trennen die Haube vom Rumpf und offenbaren das Innenleben. Das Flybarless-System ist in der 3-in-1-Elektronik von Walkera integriert, die auch Heck-Gyro und Empfänger beinhaltet. Daneben wurde der Drehzahlregler für den Antrieb positioniert. Will man die Haube wieder auf das Chassis setzen, sollte man etwas Fingerspitzengefühl aufbringen, um sie nicht zu beschädigen. Hier erweist sich die kompakte Bauweise des Innenlebens eher als Nachteil.

Das Fliegen
Auspacken, Akku laden und los geht’s. Der Start gleicht der üblichen Reihenfolge bei RTF-Modellen. Schon bei den ersten Schwebeflügen zeigt sich, dass das Modell ein sehr agiles Flugverhalten aufweist und förmlich nach einem Rückenflug schreit. Doch halt, erst mal einen Schritt zurück. Da sich meine Flugpraxis auf das Standardrepertoire eines Heli-Piloten begrenzt, zu dem der 3D-Flug leider nicht zählt, war Hilfe von Nöten. Der Heli musste sich vorerst mit Schweben und anderen einfachen Manövern begnügen, was dem Spaßfaktor nicht weiter schadete, da der Kleine durch ein wirklich beeindruckendes und stabiles Flugverhalten zu überzeugen weiß. Walkera hat an diesem Modell tolle Vorarbeit geleistet: alle Einstellungen waren korrekt ausgeführt und ein Trimmen somit überflüssig.

Zwei Wochen nach Erhalt der Lama kam ich in den Genuss einiger Flugstunden bei Stefan Segerer (www.rc-helischule.ch). Was lag also näher, als einen erfahrenen Piloten das Potential des Modells ausreizen zu lassen. Keine Frage für Stefan – und so stellte er sich bereitwillig als Testpilot zur Verfügung, auch wenn er anfänglich die 3D-Tauglichkeit dieses Modells ernsthaft in Frage stellte. Nach einem kurzen Probeflug hieß es dann auch schon »Schalter rum« und ab auf den Rücken. Und siehe da, eine Lama auf dem Rücken – sicher ein Fauxpas für jeden Scale-Liebhaber.

Das zufriedene Grinsen von mir hätte bestimmt noch bis zum Ende dieser Demonstration gereicht, hätte da nicht ein plötzliches Wackeln und unkontrolliertes Vibrieren des Modells dem Flug ein jähes Ende gesetzt. Ein kurzes »Mist« von Stefan und der Heli krachte kopfüber auf die Piste.

Die Ursache war dann schnell gefunden: das Kegelrad der Heckantriebswelle hatte akuten Zahnausfall. Dies war wohl auf zu großes Zahnflankenspiel aufgrund der im Rückenflug auf die Rotorwelle wirkenden Axialkräfte zurückzuführen. Der Schaden hielt sich dann allerdings sehr in Grenzen. Außer einem beschädigten Servogetriebe und dem genannten Kegelrad konnten keine weiteren Defekte festgestellt werden. Ein Plus für das Modell und seine stabile Konstruktion.

Fazit
Mit diesem Modell ist Walkera schon seiner Optik wegen ein wirkliches »Sahnestück« gelungen, das ein tolles Flugbild hat, bei 3D-Aktivitäten aber mit Vorsicht zu genießen ist. Einsteiger sollten allerdings eher die Finger vom 4F200LM lassen; das agile Flugverhalten spricht doch eher den erfahrenen Piloten an.

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